Gruppe junger Erwachsener, die im Freien zusammen lachen und eine fröhliche Zeit verbringen.

Omega-3-Fettsäuren bei depressiven Verstimmungen: Ein begleitender Ansatz mit Potenzial

Neue Erkenntnisse zur Rolle von Omega-3 bei psychischer Belastung

Depressive Verstimmungen gehören weltweit zu den häufigsten psychischen Herausforderungen und betreffen Millionen von Menschen. In der Fachzeitschrift World Psychiatry, dem offiziellen Organ der Weltpsychiatrischen Vereinigung, wurde eine Metaanalyse veröffentlicht, die sich mit der Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln bei psychischen Beschwerden befasst. Darin wurden Omega-3-Fettsäuren als potenziell unterstützend hervorgehoben. Ein Forschungsteam unter der Leitung des NICM Health Research Institute in Sydney analysierte 33 randomisierte, kontrollierte Studien mit Daten von rund 11.000 Personen mit diagnostizierten psychischen Erkrankungen.

Was zeigen die Ergebnisse?

Obwohl viele Nahrungsergänzungsmittel keine signifikanten Effekte auf das psychische Befinden zeigten, wurden einige – insbesondere Omega-3-Fettsäuren – in bestimmten Fällen als potenziell hilfreich eingestuft. Laut den Autoren gelten diese Präparate bei empfohlener Dosierung und ärztlicher Begleitung grundsätzlich als sicher und gut verträglich, auch in Kombination mit verschriebenen Medikamenten.

Omega-3-Fettsäuren bei depressiven Symptomen

Die deutlichsten Hinweise ergaben sich bei Personen mit Major Depression. In einigen Studien konnten Teilnehmer, die zusätzlich Omega-3-Fettsäuren einnahmen, von einer positiven Veränderung ihrer Stimmungslage berichten – insbesondere im Vergleich zu Gruppen, die ausschließlich Antidepressiva verwendeten. Auch bei Aufmerksamkeits- und Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS werden in Einzelfällen unterstützende Wirkungen beobachtet.

Fachliche Empfehlungen

Die International Society for Nutritional Psychiatry Research (ISNPR) veröffentlichte im September evidenzbasierte Empfehlungen für die begleitende Anwendung von Omega-3-Fettsäuren bei depressiven Störungen. Die Leitlinien beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten, darunter begleitende Strategien zur Akutbehandlung, Rückfallprävention und individualisierte Anwendung bei besonderen Risikogruppen. Vor allem bei Personen mit niedrigem Omega-3-Index oder erhöhten Entzündungswerten könnte eine gezielte Ergänzung von Nutzen sein – vorbehaltlich ärztlicher Abklärung.

Biochemische Hintergründe

Omega-3-Fettsäuren – insbesondere EPA und DHA – spielen eine strukturelle Rolle in den Zellmembranen des Gehirns und stehen in Wechselwirkung mit stimmungsrelevanten Botenstoffen wie Serotonin. Ihre entzündungsmodulierenden Eigenschaften werden ebenfalls als mögliche Erklärung für beobachtete Effekte diskutiert.

Eine Studie, veröffentlicht im Journal of the American College of Cardiology: Heart Failure, untersuchte den Zusammenhang zwischen Omega-3-Spiegeln im Blut und depressiven Symptomen bei Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz. Eine tägliche Ergänzung mit 2 Gramm EPA/DHA wurde mit Verbesserungen bei affektiven und psychomotorischen Symptomen in Verbindung gebracht.

Die Omega-3-Index-Werte erreichten in der EPA/DHA-Gruppe 6,79 %, in der EPA-Gruppe 6,32 % und in der Placebo-Gruppe 4,61 %. Zudem zeigten sich statistische Zusammenhänge zwischen höheren Omega-3-Werten und niedrigeren Punktzahlen im Beck Depressions-Inventar II (BDI-II), einem der am häufigsten verwendeten Fragebögen zur Einschätzung depressiver Symptome.

Einordnung durch Experten

Dr. Bill Harris, Mitautor der Studie und Entwickler des Omega-3-Index-Tests, betonte, dass es sich hierbei um eine Studie mit Personen handelte, bei denen bereits eine depressive Symptomatik bestand. Omega-3-Präparate könnten unter bestimmten Voraussetzungen als begleitender Bestandteil einer therapeutischen Gesamtstrategie wirken – allerdings sei bei solchen Anwendungen eine höhere Dosierung erforderlich. "Wir betrachten Omega-3 normalerweise als präventiv. Wird es zur Unterstützung bei Beschwerden eingesetzt, sollte die Dosierung angepasst und der Blutspiegel regelmäßig überprüft werden", so Dr. Harris.

Fazit

Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial von Omega-3-Fettsäuren als ergänzender Bestandteil eines ganzheitlichen Konzepts zur Förderung der psychischen Stabilität. Auch wenn keine allgemeingültige Aussage zur Wirksamkeit getroffen werden kann, bieten die Erkenntnisse einen vielversprechenden Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen – insbesondere bei Personen mit ernährungsbedingten Defiziten oder erhöhtem Bedarf.

Hinweis: Die Verwendung von Omega-3-Präparaten sollte stets in Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal erfolgen, insbesondere bei bestehenden psychischen Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme.

Referenzen: OmegaQuant Website